Obwohl die ökologische Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Thema für alle Städte ist, gibt es einige Städte, die tugendhafter sind als andere. Im Juni 2024 hat Arcadis, ein Beratungs- und Planungsunternehmen für Bau- und Umwelttechnik, seinen neuesten Bericht „Sustainable City Index (SCI)“ veröffentlicht und dadurch einen Appell an Städte auf der ganzen Welt gerichtet. Im Bericht stellt Arcadis eine Rangliste von 100 globalen Städten auf und fordert sie auf, ihre Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu beschleunigen und Lösungen für mehr Nachhaltigkeit zu finden.
Das Niveau der globalen Nachhaltigkeit wird anhand von vier Säulen bewertet: Planet, Profit, Menschen und Fortschritt. Unter der Überschrift „Planet“ kürt der Bericht die fünf grünsten Städte der Welt: Oslo, Kopenhagen, Berlin, London und Rotterdam.
Europa ist allen globalen Konkurrenten voraus und belegt alle Spitzenplätze in der Rangliste. Aber was macht diese Städte so besonders? Was können wir von ihrer innovativen Politik lernen?
Lernen wir sie besser kennen!
1. Oslo
Norwegens Hauptstadt scheint allen einen Schritt voraus zu sein.
Die jüngste Stadtpolitik hat die nachhaltige Mobilität erheblich verbessert und gestärkt. Die Stadt hat sich mit einer effizienten Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrzeuge ausgestattet: Nach Angaben der International Energy Agency (IEA) gibt es inzwischen mehr als 1.200 Ladestationen, was Oslo zu einer der smartesten Städte der Welt macht. Dank der Bereitstellung massiver Investitionen und öffentlicher Subventionen ist der Anteil an im Stadtgebiet verkauften E-Fahrzeugen schätzungsweise auf 80 % gestiegen (The Barents Observer, 2023). Oslo zeichnet sich auch durch seine umweltfreundliche Stadtplanung aus. Der neue Stadtteil Vulkan, der auf einem alten Industriegebiet errichtet wurde, ist ein Beispiel für eine umweltbewusste Stadtsanierung mit einem lokalen geothermischen Kraftwerk und Hotels, die die Energie von Kühlanlagen und Aufzügen wiederverwerten.
Der nationale Kontext, in den sich die Stadt einfügt, zeichnet sich durch eine beeindruckende Nutzung erneuerbarer Energien aus. 98 % des Energieverbrauchs des Landes stammen aus erneuerbaren Quellen, wobei die Wasserkraft die wichtigste Quelle ist (Regjeringen, 2024).
2. Kopenhagen
An zweiter Stelle steht die kosmopolitische dänische Hauptstadt, die für ihre Geschichte und ihre hervorragende Lebensqualität bekannt ist.
Kopenhagen gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte der Welt, dank einer umfangreichen städtischen Infrastruktur mit mehr als 350 km Radwegen (Københavns Kommune, 2024). Trotz des rauen Klimas ist die Nutzung von Zweirädern durch die Einwohner zu jeder Jahreszeit außergewöhnlich: Schätzungen zufolge wird etwa jeder zweite Weg mit diesem Verkehrsmittel zurückgelegt. Kopenhagen ist nicht nur ein Synonym für nachhaltige Mobilität: Man kann nicht über die Stadt reden, ohne den berühmten „CopenHill“ zu erwähnen, eine Hightech-Müllverwertungsanlage, die nicht nur Müll in Energie umwandelt, sondern auch eine Reihe von Freizeitattraktionen bietet. Auf ihrem Dach befinden sich eine künstliche Skipiste mit Skiliften, ein botanischer Garten und sogar die höchste Kletterwand der Welt. Kurzum, ein klares Beispiel für eine „Kultur der Nachhaltigkeit“, die den Schutz der Umwelt mit dem Wohlbefinden und der Unterhaltung der Bürger verbindet.
3. Berlin
Die Hauptstadt Deutschlands, die für ihr lebendiges kulturelles Umfeld und ihre technologische Innovation bekannt ist, zählt zu den meistbesuchten Städten der Welt und ist ein wichtiges wirtschaftliches und politisches Zentrum Europas.
Die interessantesten umweltpolitischen Maßnahmen, die sie zu einer der wichtigsten Hauptstädte der Nachhaltigkeit machen, betreffen vor allem die Stadtentwicklung: Die Baustellen in Berlin stehen nie still, ebenso wie der Wunsch, ein grünes Netzwerk zu schaffen. Vom historischen Tiergarten bis zu modernen, futuristischen Megaprojekten für den Stadtumbau wie dem Mauerpark bietet Berlin eine reiche Vielfalt an Naturräumen. Der Mauerpark, der auf dem ehemaligen „Todesstreifen“ der Berliner Mauer errichtet wurde, ist heute ein wesentlicher Raum für die städtische Biodiversität und ein Lebensraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten sowie ein symbolischer Ort der Wiedergeburt und Versöhnung. Mit einer Fläche von rund 6.000 Hektar städtischer Parks ist Berlin eine der größten grünen Lungen unter den europäischen Städten.
4. London
London, die Weltstadt schlechthin mit über 8 Millionen Einwohnern, nimmt nicht nur bei der Beeinflussung der Weltmärkte, sondern auch bei der ökologischen Nachhaltigkeit eine führende Stellung ein. Zu den wichtigsten Aspekten gehört die Frage des öffentlichen Naheverkehrs. London hat in eine der größten und effizientesten Flotten von Elektrobussen der Welt investiert. Die neuen Modelle haben ein modernes Design und sind völlig emissionsfrei. Darüber hinaus hat die Stadt die „Ultra Low Emission Zone (ULEZ)“ eingerichtet, die den Verkehr von umweltschädlichen Fahrzeugen einschränkt. London erweitert auch seine Grünflächen mit Initiativen wie dem „London Green Grid“, das grüne Korridore in der ganzen Stadt schaffen soll, um die Luftqualität und die Artenvielfalt zu verbessern.
5. Rotterdam
Der grüne Ansatz der niederländischen Stadt drückt sich in ehrgeizigen Projekten aus.
Rotterdam hat das Programm „Rotterdam Climate Initiative (RCI)“ eingeleitet, mit dem Ziel, die CO2-Emissionen bis 2025 um 50 % gegenüber 1990 zu senken (Europäische Kommission, 2007). Die Stadt arbeitet auch an innovativen Lösungen für einen nachhaltigen Verkehr wie die Elektrifizierung von Fähren. Bemerkenswert ist das Netz zur Überwachung der Luftqualität, das Rotterdam eingerichtet hat, um detaillierte Daten über Emissionen zu sammeln und die Wirksamkeit der Umweltpolitik zu bewerten. Nicht zuletzt hat Rotterdam die „Resilienzstrategie“ eingeführt, d. h. einen integrierten Plan, der darauf fokussiert, wie sich die Stadt künftigen klimatischen Herausforderungen anpassen und ihnen entgegentreten kann. Der Plan umfasst insbesondere ein effizientes Abfallmanagement durch Praktiken wie die Mülltrennung an der Abfallquelle, die Kompostierung und die Rückgewinnung von Energie aus Abfall.