2024 war ein entscheidendes Jahr für die Elektromobilität: voller großer Versprechen, aber auch mit einigen unerwarteten Hürden. Während der Sektor weiter wächst, stehen Europa und die Welt an einem Scheidepunkt. Ambitionierte Ziele für die Energiewende stehen der Notwendigkeit gegenüber, sich an ein wirtschaftlich und infrastrukturell ständig wandelndes Umfeld anzupassen. Wohin führt dieser Weg? Werfen wir einen Blick auf die Zahlen und Trends, die die Zukunft der nachhaltigen Mobilität prägen – mit besonderem Augenmerk auf die Perspektiven für 2025.
Globales Wachstum der Elektromobilität
Im Jahr 2024 wurden weltweit 17,1 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft – das entspricht einem Marktanteil von über 21 % und einem Anstieg von 25 % im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen von Rho Motion – ein auf E-Mobilität spezialisierte Marktforschungsunternehmen – zeigen einen positiven Trend, begünstigt durch Steuererleichterungen, den Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein wachsendes Bewusstsein für die Vorteile des elektrischen Fahrens wie geringere Betriebskosten und CO₂-Emissionen. Dennoch wächst der Sektor weltweit nicht im gleichen Maße. In manchen Märkten zeichnet sich eine gewisse Abkühlung ab.
China: der Marktführer
China bleibt der wichtigste Treiber der Elektromobilität. 2024 wurden dort über 11 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft – das entspricht 64 % des globalen Marktes und einem Wachstum von 40 % gegenüber dem Vorjahr. 2025 werden in China erstmals mehr E-Autos als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft werden – ganze zehn Jahre früher als von der Regierung ursprünglich prognostiziert. Laut einer Analyse von BloombergNEF, einem auf strategische Marktforschung spezialisierten Unternehmen, ist diese Entwicklung auf eine Kombination aus staatlichen Anreizen, Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und einer wachsenden Nachfrage auf Konsumentenseite zurückzuführen. Damit verschafft sich China einen klaren Vorsprung gegenüber der westlichen Konkurrenz – dank einer hochintegrierten Industrie und kontinuierlicher politischer Unterstützung.
Europa: Phase der Neuorientierung
In Europa hingegen hat der Markt 2024 einen Rückgang von 3 % verzeichnet. Insgesamt wurden 3 Millionen E-Fahrzeuge verkauft, wie der Smart Mobility Report 2024 des Politecnico di Milano zeigt. Trotz eines Elektroanteils von 23,4 % bei den Neuzulassungen gab es in einigen Ländern deutliche Rückgänge. In Deutschland etwa sanken die Zahlen um 6,2 %, vor allem durch das Auslaufen staatlicher Förderungen – auch wenn der Marktanteil bei über 13 % liegt. In Italien fiel der Absatz sogar um 13,3 %, womit das Land bei der Elektrifizierung der Straße weiterhin zu den Schlusslichtern gehört. Gründe dafür sind nicht nur Kürzungen bei den Kaufanreizen, sondern auch eine nach wie vor verbreitete Unsicherheit der Verbraucher in Bezug auf die tatsächlichen wirtschaftlichen Vorteile des Umstiegs.
Italien: Anreize und Hürden
In Italien war der Markt 2024 von einer Phase der Stagnation gekennzeichnet: Die Zahl der neu zugelassenen Elektrofahrzeuge sank um 1 % auf 65.620 – das entspricht einem Marktanteil von 4,2 %, wie Zahlen des Europäischen Automobilherstellerverbandes ACEA zeigen. Die größten Hemmnisse bleiben die hohen Anschaffungskosten, eine uneinheitliche Förderpolitik und ein noch nicht ausreichend ausgebautes Netz an Ladestationen. Mit dem Haushaltsgesetz 2024 wurden zudem die direkten Kaufanreize gestrichen und stattdessen 4,6 Milliarden Euro zur Unterstützung der heimischen Automobilindustrie und für die Förderung elektrischer Firmenflotten bereitgestellt. Ohne Anreize für Privatpersonen droht jedoch ein gebremstes Wachstum – mit einem Markt, der zunehmend vom langfristigen Leasing geprägt sein könnte.
Ladeinfrastruktur und PNRR
Auf der Infrastrukturebene hat Italien 2024 einen Anstieg von 28 % bei den öffentlichen Ladepunkten verzeichnet. Insgesamt gibt es nun 60.339 Stationen (Quelle: von Repower). Allerdings sind derzeit nur 42 % der Autobahnraststätten mit Ladesäulen ausgestattet. Der Nationale Aufbau- und Resilienzplan PNRR sieht vor, bis Juni 2026 über 21.000 Schnellladepunkte zu installieren. Doch das Missverhältnis zwischen Ladeinfrastruktur und Zulassungszahlen könnte dazu führen, dass das Netz nicht voll genutzt wird. Hinzu kommt, dass die Verteilung der Ladepunkte geografisch unausgewogen ist: Während Großstädte gut versorgt sind, fehlt es in ländlichen Regionen und im Süden Italiens weiterhin an Ladeinfrastruktur.
Neue Emissionsvorgaben ab 2025
Ab 2025 treten in der Europäischen Union strengere Emissionsziele in Kraft: Die durchschnittlichen Emissionen neuer Fahrzeuge müssen um 15 % gegenüber dem Stand von 2021 gesenkt werden. Um diese Vorgaben einzuhalten und Strafzahlungen zu vermeiden, ziehen einige Hersteller in Betracht, CO₂-Zertifikate von reinen Elektroautoherstellern wie Tesla oder Polestar zu kaufen. Dieses Szenario könnte traditionelle Autobauer dazu bringen, die Entwicklung günstigerer Elektromodelle zu beschleunigen – was wiederum das Angebot für Verbraucher verbessern würde.
Ausblick auf 2025
Laut dem Bericht Die Zukunft der Elektromobilität in Italien von Motus-E werden bis Ende 2025 mehr als 1 Million Elektrofahrzeuge in Italien zugelassen sein. Ohne direkte staatliche Kaufanreize könnten viele Konsumenten jedoch auf langfristige Leasingmodelle zurückgreifen. Auf europäischer Ebene prüft die Kommission neue Maßnahmen zur Unterstützung des Umstiegs, während der Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge eine wichtige Rolle bei der Verbreitung nachhaltiger Mobilität spielen könnte.
Die Elektromobilität ist die Grundlage für die Zukunft der Automobilindustrie – mit weitreichenden Auswirkungen über das Fahrzeug allein hinaus: Autonomes Fahren, vernetzte Fahrzeuge und Künstliche Intelligenz im Verkehr hängen eng mit der Elektrifizierung zusammen. In Deutschland etwa hat BMW angekündigt, dass alle neuen Elektromodelle ab 2026 mit autonomen Fahrfunktionen der Stufe 3 ausgestattet sein werden. Diese Entwicklung zeigt, wie stark der technologische Fortschritt mit der Elektromobilität verknüpft ist. Europa muss in diesem Bereich aufholen, um im globalen Wettbewerb – vor allem gegenüber China – nicht den Anschluss zu verlieren. Ebenso wichtig wird es sein, das Bewusstsein der Verbraucher zu stärken und klar über die Vorteile von E-Mobilität zu kommunizieren, um bestehende Vorbehalte, insbesondere auf dem italienischen Markt, zu überwinden.