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diritto alla riparazione

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23.01.2025
- 4 min

Handy oder Kühlschrank kaputt? Die Europäische Union führt das Recht auf Reparatur von Elektrogeräten ein

diritto alla riparazione

Am 30. Juli 2024 ist die EU-Richtlinie 2024/1799 des Europäischen Parlaments und des Rates offiziell in Kraft getreten; sie führt die Neuregelungen für die Reparatur von Konsumgütern ein. Die Mitgliedstaaten haben bis 2026 Zeit, die neue Richtlinie umzusetzen und anzuwenden.

Die neue Vorschrift verpflichtet Hersteller, technisch reparierbare Produkte – sowohl bei Defekten als auch bei normalem Verschleiß – auch nach Ablauf der zweijährigen gesetzlichen Garantie zu reparieren. Die Reparaturen müssen entweder kostenlos oder zu einem angemessenen Preis angeboten werden, um diese Option für mehr Verbraucher zugänglich zu machen.

Das Hauptziel der Richtlinie ist, Verbraucher dazu zu ermutigen, die Lebensdauer technologischer Produkte zu verlängern, indem die Reparatur der Neuanschaffung vorgezogen wird. Diese Veränderung soll zu einer erheblichen Reduzierung der Abfallmenge führen, einen nachhaltigeren Konsum fördern und den Aufbau eines umweltfreundlicheren und klimaneutralen Europas unterstützen.

Die neuen Regelungen gelten für Produkte, die bereits unter die bestehenden Vorschriften zum Ökodesign fallen, wie Haushaltsgeräte, Computer und Mobiltelefone. Die Liste kann jedoch um weitere Produkte ergänzt werden, die von der EU anhand der neuen Vorschriften zur umweltgerechten Gestaltung gemäß der Verordnung 2024/1781/EU festgelegt werden.

Ein weiterer innovativer Aspekt betrifft die Garantie auf reparierte Produkte: Verbraucher haben Anspruch auf eine zwölfmonatige Garantie für jede durchgeführte Reparatur. Diese Garantie gilt als Verlängerung für Produkte, die noch unter die gesetzliche Garantie fallen, in Übereinstimmung mit der Richtlinie 2019/771/EU.

Transparenz und Zugang zu Informationen ab 2025

Ab 2025 wird eine der bedeutendsten Maßnahmen die Verpflichtung der Hersteller sein, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Reparaturanleitungen sicherzustellen sowie Informationen zur Haltbarkeit und Reparierbarkeit der Produkte leicht zugänglich zu machen. Dadurch können Verbraucher ihre Produkte selbst reparieren und sind nicht mehr auf autorisierte Servicezentren angewiesen.

Um Reparaturprozesse weiter zu erleichtern, wird die Europäische Kommission bis zum 31. Juli 2027 eine digitale Plattform mit nationalen Sektionen einrichten. Diese soll Verbrauchern helfen, lokale Reparaturwerkstätten, Anbieter von generalüberholten Waren, Käufer defekter Artikel oder gemeinschaftlich organisierte Reparaturinitiativen wie Repair Cafés leicht zu finden.

Die Verfügbarkeit von detaillierten Handbüchern, klaren Anweisungen und Ersatzteillisten ermöglicht es mehr Menschen, ihre Haushaltselektrogeräte selbst zu reparieren oder sich an unabhängige Techniker zu wenden, wodurch Wartungs- und Reparaturkosten reduziert werden.

Kampf gegen geplante Obsoleszenz

Ein weiterer zentraler Punkt der neuen Regelungen ist der Kampf gegen die geplante Obsoleszenz, eine Geschäftspraktik, bei der die Lebensdauer eines Produkts absichtlich verkürzt wird, um Verbraucher zum Neukauf zu bewegen. Die neuen Vorschriften sehen Strafen für Hersteller vor, die diese Praxis anwenden, und Anreize für diejenigen, die in langlebige und reparierbare Produkte investieren.

Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Ansatzes zur Sensibilisierung für Verbraucherrechte und Umweltbewusstsein und fördert eine verantwortungsvolle Produktion sowie einen bewussten Konsum.

Stärkung der WEEE-Richtlinien

Die neuen Regeln zum Recht auf Reparatur sind eng mit den bereits bestehenden WEEE-Richtlinien über Elektro- und Elektronik-Altgeräte („Waste of Electrical and Electronic Equipment“) verknüpft. Ziel ist es, Maßnahmen zur Vermeidung von Elektroschrott zu verstärken und die Rückgewinnung und das Recycling von Ressourcen zu fördern.

Mit der Einführung des Rechts auf Reparatur werden die WEEE-Richtlinien weiter gestärkt, wodurch das Abfallvolumen reduziert wird, das durch Produkte anfällt, die eigentlich reparierbar und wieder funktionstüchtig wären. Dies trägt auch zur Erreichung der europäischen Ziele zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei.

Steuerliche Anreize für Reparaturen

Ein Schlüsselelement zur Förderung des Rechts auf Reparatur sind steuerliche Anreize. Die Mitgliedstaaten werden ermutigt, Vergünstigungen wie eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Reparaturdienste oder Steuererleichterungen für den Kauf von Ersatzteilen und die Wartung von Haushaltsgeräten einzuführen.

Diese steuerlichen Maßnahmen, die in einigen europäischen Ländern bereits erfolgreich getestet wurden, könnten Reparaturen wirtschaftlich attraktiver machen als den Neukauf, und so einen bedeutenden kulturellen Wandel fördern.

Die neuen Regelungen zum Recht auf Reparatur markieren einen Wendepunkt für den Elektrogerätemarkt und die gesamte europäische Wirtschaft. Indem sie die Langlebigkeit von Produkten, Transparenz und den Kampf gegen geplante Obsoleszenz fördern, stärken diese Vorschriften das Recht der Verbraucher auf nachhaltige und kostengünstige Lösungen.

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