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Flaschen und Plastik am Strand

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17.07.2023
- 5 min

Lasst uns die Ozeane von Mikroplastik befreien

Flaschen und Plastik am Strand

Es spielt keine Rolle, wo wir wohnen, ob in den Bergen oder an der Küste: Die Ozeane sind für unser aller Leben von grundlegender Bedeutung. Und dennoch sind sie in Gefahr. Auf der Hauptanklagebank sitzt Mikroplastik.

Mehr als 5.000 Milliarden Teilchen verseuchen der UNO zufolge unsere Meere, gefährden die Meeresfauna und fügen dem Ökosystem schwerste Schäden zu. Auch in diesem Jahr wurde der 8. Juni zum Welttag der Ozeane ernannt, um anzuregen, über die Vorteile dieses außergewöhnlichen Ökosystems nachzudenken, und nachhaltigere Methoden für den Umgang damit einzuleiten.

Wert der Ozeane

Die Ozeane bedecken 70 % der Erdoberfläche, liefern 50 % des Sauerstoffs, den wir atmen, absorbieren zirka 30 % des vom Menschen erzeugten Kohlendioxids und mindern dadurch die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Erde. Sie bieten mehr als 200.000 Tierarten ein Zuhause, schützen unsere Küsten und garantieren 5 % des weltweiten BIP mit einem Umsatz von 3.000 Milliarden Dollar pro Jahr. Die Fischereiindustrie beschäftigt direkt oder indirekt mehr als 200 Millionen ArbeitnehmerInnen, und mehr als eine Milliarde Menschen hängt in puncto Ernährung und Wirtschaft von den Arten rund ums Korallenriff ab. All dies wird durch die durch Kunststoff hervorgerufene Umweltverschmutzung ernsthaft aufs Spiel gesetzt.

Auswirkungen von Mikroplastik

40 % der Weltozeane leiden unter den negativen Auswirkungen der menschlichen Tätigkeiten, allen voran unter der Umweltverschmutzung, gefolgt von der Überfischung und dem Verlust der natürlichen Lebensräume entlang der Küsten. Die Kunststoffmenge erhöhte sich in den letzten 40 Jahren erheblich: Insgesamt schwimmen mehr als 170.000 Milliarden Kunststoffteilchen auf der Wasseroberfläche, die ein Gesamtgewicht von 2,3 Millionen t besitzen. Bis 2040 soll sich die Geschwindigkeit, mit der diese abtauchen, einer in der Zeitschrift Plos veröffentlichten Studie zufolge fast verdreifachen.

Laut WWF landen jedes Jahr allein 8 Millionen Kunststoffabfälle im Meer. Eine vor Kurzem in Natur Ecology & Evolution veröffentlichte Studie beweist zudem, dass Mikroplastik außer dem Mikrobiom der Fische auch das der Seevögel verändern und Plastikose verursachen kann, eine Krankheit, die zur Narbenbildung im Verdauungstrakt der Tiere, die Plastik gefressen haben, führt. Auf Mikroplastik sammeln sich Viren, Algen und kleine Larven an, die, wenn sie von Fischen oder Seevögeln verschluckt werden, äußerst schädlich sein und sogar die Hirnzellen schädigen können.

Globale Ziele

Wir müssen so schnell wie möglich handeln, um die Gesundheit der Ozeane wiederherzustellen, deren Belastung durch Mikroplastik einzuschränken und die vom Menschen verursachten Auswirkungen auf den Klimawandel zu bremsen.

Seit einigen Jahren engagieren sich die Regierungschefs aller Welt auf globaler Ebene dafür, bis 2030 30 % der weltweiten Land- und Meeresfläche zu schützen. Auch die UNO hat ein spezifisches Ziel für die Ozeane ausgerufen: Mit dem Nachhaltigkeitsziel Nr. 14 wird angestrebt, „Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu erhalten und nachhaltig zu nutzen“. Insbesondere sollen unter anderem bis 2025 alle Arten der Meeresverschmutzung vermieden und erheblich verringert werden, und bis 2030 sollen die sich aus der nachhaltigen Nutzung der Meeresressourcen ergebenden wirtschaftlichen Vorteile für die kleinen Inselentwicklungsländer und die am wenigsten entwickelten Länder erhöhen, namentlich durch nachhaltiges Management der Fischerei, der Aquakultur und des Tourismus.

Mikroplastik reduzieren

Wir alle können einen Beitrag leisten. Wie?

 

  • Indem wir die Nutzung von Kunststoff und Einwegartikeln reduzieren, und zwar beispielsweise durch die Nutzung von Bambuszahnbürsten, Bienenwachstüchern statt Frischhaltefolie, nachfüllbaren Stiften oder Ökostiften, Spielzeug aus Naturmaterialien oder aus 100 % recyceltem Kunststoff, Glasbehältern bzw. nicht aus Kunststoff bestehenden Behältern zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln; Verzicht auf mit Helium gefüllte Plastikluftballons, die Hunderte oder Tausende von Kilometern weit fliegen und dann als Müll auf Stränden, in Flüssen, Seen, Ozeanen, Wäldern oder sonstigen Naturgebieten landen, sich dort zersetzen und von Tieren verschluckt werden können;
  • Kunststoff nicht einfach wegwerfen, sondern sachgerecht entsorgen;
  • beim Kauf von Kleidungsstücken eine sorgfältige Wahl treffen, Kunststofffasern vermeiden und Artikeln aus Naturstoffen wie Baumwolle, Leinen, Hanf und Wolle den Vorzug geben;
  • umweltfreundliche Reinigungsmittel kaufen, die aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt wurden;
  • bei der Maschinenwäsche Waschbeutel oder Bälle einfügen, die eigens konzipiert wurden, um Mikroplastik aus der Kleidung aufzufangen;
  • Synthetikgewebe bei niedrigen Temperaturen waschen, um zu vermeiden, dass das Gewebe beschädigt wird, und bei voller Ladung, sodass zwischen den Stoffen eine geringere Reibung erzeugt und somit eine geringere Menge an Mikrofasern freigesetzt wird;
  • losen Tee statt Teebeutel kaufen: Oft bestehen Teebeutel aus Nylon, und einer Schätzung zufolge kann ein Teebeutel allein bei der Brühtemperatur (95 °C) zirka 11,6 Milliarden Mikroplastikteilchen in der Teetasse freisetzen;
  • lernen, Etiketten korrekt zu lesen: Kosmetikunternehmen dürfen zum Beispiel seit dem 1. Jänner 2022 keine Produkte mit Reinigungs- oder Peelingwirkung mehr verkaufen, die Mikroplastikkügelchen enthalten. Die UNO empfiehlt daher, alle Produkte zu vermeiden, auf deren Etiketten unter den Inhaltsstoffen Polyethylen (PE), Pollymethylmethacrylat (PMMA), Pylol, Polyethylenterepthalat (PET) und Polypropylen (PP) geführt sind;
  • wiederverwendbare, feuchte Abschminkpads aus Bio-Baumwolle oder biologisch abbaubare Artikel nutzen, denn solche Pads werden normalerweise aus einer schwer zu entsorgenden Mischung aus Kunststoff und Synthetikmaterialien hergestellt;
  • wiederverwendbare Damenhygieneartikel oder Tampons und Binden aus kompostierbarer Bio-Baumwolle verwenden;
  • kein Wasser in Plastikflaschen kaufen: Plastikflaschen können während eines Zyklus von 100 Deckelöffnungen/-verschließungen pro Liter 1.000 Mikroplastikteilchen freisetzen;
  • keine Einwegbecher, vor allem für Heißgetränke, nutzen. In der Zeit, die notwendig ist, um einen Kaffee zu trinken, kann die innere Kunststoffbeschichtung des Bechers bis zu 25.000 Mikroplastikteilchen freisetzen;
  • mehr unverpackte Nahrungsmittel verzehren und verpackte Ware möglichst vermeiden;
  • den Straßenverkehr reduzieren: Reifen gehören nämlich zu den häufigsten Plastikabfällen auf dem Meeresgrund und den wichtigsten Erzeugern von Mikroplastik. Alles hängt vom Reifenabrieb auf dem Asphalt ab: Wenn wir unseren Pkw weniger und bessern nutzen, uns zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen, reduzieren wir die Umweltbelastung und fördern unsere Gesundheit.

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